Presseinformationen Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben
Den Wald für die Zukunft wappnen
(17. Oktober 2022) Landensberg - Weg von der Monokultur, hin zu einem gesunden Mischwald: Der Klimawandel macht es unabdingbar, dass viele heimische Wälder umgebaut werden müssen. Schwierig wird das allerdings, wenn einzelne Flurstücke unzureichend erschlossen und zwar lang, aber nur wenige Meter schmal sind – so wie im Wald nordwestlich von Landensberg. Dort wird aktuell der Boden neu geordnet, um günstigere und zukunftsfähige Bewirtschaftungseinheiten zu schaffen.
Der rund 48 Hektar umfassende Privatwald westlich des Schluchtbergs setzte sich vor der Bodenneuordnung aus 134 Flurstücken zusammen – viele davon weniger als zehn Meter breit. Und zugänglich, ohne auf fremdem Eigentum unterwegs zu sein, waren einige der Parzellen ebenfalls nicht. Mit einem Waldneuordnungsverfahren schafft das Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben aktuell die Rahmenbedingungen, damit die insgesamt 32 Waldbauern dort ihren Baumbestand vernünftig nutzen und ihn für künftige Anforderungen umbauen können.
Kompakte Wirtschaftseinheiten
Seinen formellen Anfang nahm das Verfahren 2018, ein Jahr später wählte die Teilnehmergemeinschaft der betroffenen Eigentümer eine ehrenamtlich tätige Vorstandschaft. 2020 erfolgte dann die Wertermittlung für den Boden und den Holzbestand: Eine wichtige Grundlage für intensive Gespräche mit den Grundstückseigentümern, mit denen auch das neue Wegenetz abgestimmt wurde. Mittlerweile ist die Neuverteilung abgeschlossen: Aus 134 Flurstücken sind nun 72 geworden. „Wir haben jetzt sehr kompakte Wirtschaftseinheiten, die auch einen späteren Waldumbau ermöglichen“, erläutert Baudirektor und Projektleiter Lothar Birzle vom Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben. Die Gespräche mit den Eigentümern seien konstruktiv gewesen, etwaige Bedenken konnten ausgeräumt werden und das Engagement der ehrenamtlich tätigen Vorstandschaft habe gute Lösungen möglich gemacht.
2,5 Kilometer neue Wege
Vergangene Woche erfolgte die Baustelleneinweisung, im November sollen die Arbeiten zum Ausbau des Wegenetzes dann beginnen. Insgesamt werden rund 2,5 Kilometer neue Wege angelegt, die sämtliche Flurstücke erschließen werden – einige von ihnen waren bisher intensiv bewirtschaftet, andere weniger, was maßgeblich durch die schwere Zugänglichkeit und den schmalen Zuschnitt begründet war. Die in Abschnitten vorherrschende Hanglage erschwert die Bewirtschaftung zusätzlich und ist auch der Grund, warum in Teilbereichen neben den neuen Wegen Gräben angelegt werden. Damit das Wasser nach Starkregen nicht den Hang hinunterschießt, soll es kaskadenförmig entwässert werden, wovon auch Amphibien profitieren sollen.
Totholzbiotope und Nistkästen
Auch Nistkästen für Fledermäuse sind geplant, zudem werden zwei Holzlagerplätze und zwei Totholzbiotope angelegt, eines am östlichen, eines am westlichen Waldrand. Hier wird Sand eingebracht und in Kombination mit Wurzelstöcken und anderem Totholz Lebensraum für Reptilien, etwa für Zauneidechsen, geschaffen. Die ökologischen Maßnahmen sind mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt besprochen und abgestimmt, auch mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stand das federführende Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben in kontinuierlichem Austausch.
Fit für das Klima von morgen
Sofern die Witterung mitspielt, sollen die Baumaßnahmen im Frühjahr abgeschlossen werden. „Wir haben versucht, das neue Wegenetz an alten Fahrten zu orientieren“, erklärt Projektleiter Birzle. Speziell für die Holzabfuhr wird ein Lastwagentauglicher Ringweg geschaffen, die neuen Wege sollen neben Eigentümern aber auch Einheimische nutzen können: Der bislang sehr unzugängliche Wald wird dann deutlich einfacher begehbar sein, was auch den Freizeitwert erhöht. Und was den Waldumbau angeht: Einige der Landensberger Waldbauern haben schon die ersten Laubbäume gepflanzt und begonnen, die bisherige Fichtenmonokultur fit für das Klima von morgen zu machen. Auch in den anderen Flurstücken können durch Stürme beschädigte oder abgeholzte Fichten künftig Zug um Zug durch andere Bäume ersetzt werden – die Erschließung im Zuge der Waldneuordnung macht es möglich.